Ich lebe noch

An alle, die sich schon gewundert haben: ich lebe noch und es geht mir schon fast wieder gut. Ich hatte eine schwere Bronchitis, die mich total umgehauen hat. Mit dem Gröbsten bin ich jetzt durch, den Rest schaffe ich auch noch.

Morgen (heute) bekomme ich meine erste Anti-Schmerzen-Infusion mit Lidocain und Metamizol, die es mir ermöglichen soll, beweglicher zu werden. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie lange die Wirkung anhält – und werde an dieser Stelle darüber berichten. Drückt mir die Daumen, dass ich das Zeugs gut vertrage.

Alix, dir an dieser Stelle ganz liebe Wünsche zu deinem Geburtstag – ich denk an dich und ruf in den nächsten Tagen mal an *knuddels*

Längst fälliges Update

Wirklich aufregende Neuigkeiten gibt es bei mir/uns nicht – sonst hätte ich schon längst mal gepiepst. Mir geht es zur Zeit körperlich nicht so gut, ich schaffe es nur ganz schwer, die Schmerzen unter Kontrolle zu halten. Deshalb nehme ich jetzt Tramadol – das ist ein Opioid, unterliegt aber nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Ich nehme es nicht regelmäßig, sondern nur bei Bedarf – was in der letzten Woche leider fast täglich sein musste. Mir gefällt nicht, was das Zeug mit meinem Kopf macht, aber ohne funktioniert einfach nichts mehr. So wirklich schmerzlindernd finde ich Tramadol nicht, aber zumindest sind mir die Schmerzen fast egal.

Gemeinsam mit Mama mache ich einen Stickkurs beim Landfrauenverein. Hätte mir das jemand vor ein paar Monaten gesagt, ich hätte gelacht. Aber es macht mir viel Spaß und so können wir gemeinsam etwas unternehmen. Regelmäßige Spaziergänge sind hoffentlich auch bald wieder möglich, zumindest mit Tramadol sollte es gehen.

Am Dienstagabend hat Mama uns einen Schreck eingejagt. Sie hat starke Bauchkrämpfe bekommen, unser Hausarzt tippte (wie ich) auf Nierenkoliken. Also haben wir sie ins Krankenhaus gebracht, wo die Diagnose bestätigt wurde. Es war wohl ein kleiner Nierenstein, der sich selbstständig gemacht hat – und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie weh das tut. Auf einer Skala von 1 – 10 liegen Nierenkoliken ungefähr bei 12, ich kenne nichts, was schlimmer ist. Im Krankenhaus haben sie Mama dann gründlich untersucht, Entwarnung gegeben und am Donnerstag konnten wir sie schon wieder nach Hause holen.

Körper, Geist und Seele

Wenn ich je an dieser Dreiteilung gezweifelt habe, in den letzten Wochen habe ich sie mehr als deutlich spüren können (zu spüren bekommen?). Körperlich geht es mir besch…eiden wie schon lange nicht mehr. Ein Borrelioseschub, aber vermutlich auch eigene Unachtsamkeit, bescheren mir Schmerzen im Bereich von 8/9 auf der Schmerzskala, die bis 10 geht. In den letzten Tagen war es dann soweit, dass mir teilweise die Tränen vor lauter Schmerzen in die Augen schossen, ohne dass ich es hätte verhindern können – oder wollen.

Mein Geist, oder auch Intellekt, versucht mit immer weniger Erfolg die Schmerzen zu akzeptieren und zu ignorieren. Konzentrationsschwierigkeiten kenne ich ja schon und kann sie normalerweise mit Entspannungsübungen beheben, aber in den letzten Wochen war Entspannung auf Grund des hohen Schmerzlevels kaum noch möglich. Dinge, die mir normalerweise leicht fallen, sind zur Zeit nur noch mit viel Anstrengung und Aufwand zu erledigen.

Allein meine Seele hat sich immer wieder über die Probleme erhoben. Sie fand Freude und Erholung in den kleinen Dingen, und fand sogar Kraft, Körper und Geist mit positiven Gefühlen zu streicheln. Zwiegespräche mit den Geschöpfen des Waldes und den Bäumen bauten meine Seele immer wieder auf und halfen ihr, die schwierige Zeit fröhlich und ausgeglichen zu überstehen.

Heute nachmittag bin ich an einen Punkt gekommen, wo ich ernsthaft überlege, was ich in meinem Leben brauche und was nicht. Es gibt Dinge, die viel Kraft verbrauchen, ohne dass ich dafür einen Ausgleich bekomme – das zehrt an meinen ohnehin knappen Resourcen. Vielleicht war meine Sicht durch die Schmerzen getrübt, vielleicht war ich einfach blind – ich habe mich für eine Sache aufgerieben, die mir nur Energie raubte – und raubt. Ich werde in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen müssen, werde Dinge so objektiv wie möglich von allen Seiten betrachten müssen – und fühle mich dazu nicht wirklich in der Lage…. Manchmal ist das Leben echt besch…eiden.

Manche Ärzte sind nur doof

Am Donnerstag war ich bei einer Phlebologin – meine Venen checken lassen. Zum Glück war Matthias mit, sonst hätte ich das Ganze für einen schlechten Traum gehalten. Als ich den Termin gemacht habe, wurde ich gebeten, pünktlich zu sein – das ist doch logisch, oder? Also waren wir pünktlich und mussten auch nur 1 Stunde im überfüllten Wartezimmer warten. Dafür ging es dann schön fix: keine 2 Minuten dauerte das Vorgespräch, dann noch 4 Minuten Venenultraschall (inklusive an- und ausziehen) und schon war ich fertig! Das hat doch was – bei solchen Ärzten fühlt man sich doch richtig gut aufgehoben *grummel*

Manchmal…

könnte ich – einfach so und mit voller Kraft – SCHREIEN

Auf der Schmerzskala von 1 bis 10 bin ich heute bei 15.
Mein Gyn hat mir geschrieben, dass mein Pap nicht okay ist.
Gerd geht es immer schlechter, aber er kann nicht sterben.
Meine Mama ist fast am Ende ihrer Kräfte.
Und dann hab ich mich mit einer eigentlich lieben Freundin gestritten.

Auf solche Tage kann ich gut und gerne verzichten.

PS: das Wetter ist auch scheiße!

Tage wie dieser

An Tagen wie heute spüre ich die Magie in meinem Leben besonders. Zuerst ein Arztbesuch, der nicht nur positiv war. Wirklich negativ auch nicht – aber so ist das halt manchmal. Es sind noch weitere Blutergebnisse abzuwarten, aber es besteht ein Verdacht auf Hashimoto Thyreoiditis. Wieder einmal eine schwer zu diagnostizierende Krankheit, wieder einmal “nur” unangenehm (bis eklig) und, zum Glück, wieder einmal nicht lebensbedrohlich.

Wieder zu Hause habe ich mich erst einmal ausgeruht und den ganzen Kram bis zur endgültigen Klärung etwas auf Eis gelegt, während ich auf dem Sofa lag und meditierte 😉

Die Postbotin klingelte mich dann sehr ungeduldig wach, was sonst so gar nicht ihre Art ist. Sie hatte ein buntes Päckchen für mich. Schon die Absenderangabe zauberte ein warmes Gefühl in meinen Bauch, und als ich es aufmachte quoll mir ein zarter Traum in blutrot und gold entgegen. Ein wunderschönes Gewand entfaltete sich in meinen Händen und streichelte meine Seele.

Brigids Gewand

Liebe Brigid, ich danke dir von ganzem Herzen – du hast mir damit eine wirklich große Freude gemacht. In Gedanken umarme ich dich, meine Schwester.

Heute vor 16 Jahren…

…um diese Uhrzeit hatte ich seit über 12 Stunden Wehen. Alles, was ich wollte, war nach Hause gehen und etwas essen. Die Hebamme der Nachtschicht hatte um 20:00 Uhr ihre Kollegin abgelöst und half mir als erstes bei einer Dusche. Tagsüber waren die Temperaturen auf fast 40 Grad gestiegen und selbst in der Nacht war es noch drückend heiß. Auf der Entbindungsstation waren alle Türen und Fenster geöffnet, um jeden Windhauch einzufangen – geholfen hat es nicht viel.

Emary, meine Hebamme, stammte aus Ghana und hatte dort noch bei ihrer Tante ihren Beruf gelernt, bevor sie mit ihren Eltern nach England auswanderte. Und auch dort machte sie eine Ausbildung zur Hebamme – eine nicht so umfassende, wie sie mir erzählte. Emary erzählte mir viel in dieser Nacht – sie schwärmte von der Art der Geburtshilfe, die sie in Ghana kennengelernt hatte. Statt Atemübungen sangen wir Lieder aus ihrer Heimat, deren Text ich nicht wirklich verstand, die aber sehr beruhigend wirkten. Sie half mir immer wieder halbwegs bequeme Positionen zu finden und zeigte mir, wie frau auf allen vieren einen Bauchtanz machen kann. Ich bin mir bis heute nicht sicher, was mehr entspannte – der Tanz oder die Lachanfälle, die unsere “Bemühungen” begleiteten.

Auch heute war es sehr warm und drückend. Ich hatte mich schon so auf meine Hängematte gefreut, schaffte es dann aber kaum bis aufs Sofa. Es war wieder einmal ein Tag, wo ich am liebsten so lang mit dem Kopf gegen eine Wand gelaufen wäre, bis der Schmerz nachlässt. Und so bin ich zwischen Bett und Sofa gependelt und habe gehofft, dass die Schmerzen aufhören. Im Vergleich zu den heutigen Schmerzen waren die Wehen eine Kleinigkeit – nicht, weil die Schmerzen heute so stark waren (waren sie gar nicht), sondern weil frau bei Wehen weiß, dass sie irgendwann aufhören. Und so habe ich heute viel Zeit gehabt, über diesen Tag vor 16 Jahren nachzudenken – mich an das schönste Erlebnis meines Lebens zu erinnern.

Ein paar Stunden noch, dann war es soweit. Am 4. Mai 1990 um 01:20 Uhr ist mein Sohn auf diese Welt gekommen. Nicht ganz ohne Probleme, nicht ganz ohne Schmerzen – aber trotzdem ist dieses Erlebnis mit jedem Jahr bedeutsamer und schöner für mich geworden.